Schneekristall
Die schönste Verwandlung, die schönste Transformation.
Hoch in den Sphären der Luft – im Atem- ein Wunder. Sich zeigen.
Zeigen, was ich kann, von Ast zu Ast sich strecken- wie wir- wie die Koralle, wie der Farn, auch der Kristall.
Ein Weiterfühlen, sich formen bis zur Spitze.
Wie bei uns Menschen- Rosen, Blumen, im Blut ein Stern All das aus der Mitte heraus. Raum und Zeit . Stars are born.
Und sie rufen. Denk an mich. Aus sich heraus. Das Wahre, Echte in mir
aus der Schöpfung, hier nicht irgendwo, sondern Echt Jetzt?
Ja echt jetzt, das was Dir innewohnt- Platz für uns zum unendlichen Weiß.
Der Tanz der Flocken, der Tanz des Friedens
Schnee – Zukunft durch Erinnerung
Welchen Effekt auf die Menschen hat das Weiß?
Was ist es, was uns so sehr berührt ? Die Stille? Die Ruhe? Die Sanftheit?
Das ganz und gar umhüllt sein ? Von wem? Von was? Vom: ” Wie im Himmel so auf Erden “?
Wir Älpler,vielleicht auch die Nordvölker, wo auch immer es schneit auf der Welt, es macht etwas mit uns, wir sehnen uns nach der weißen Zeit.
Überhitzt vom Sommer, gestreßt vom Herbst, und nun ist es da. Das Sanftmütige, das Leichte in Verbindung mit Kerzenschein, Düften, Keksen und Zelten. Ein Blick aus dem Fenster, vom Warmen ins Kalte . Die Blicke lassen nicht los. Zu sehr sehnt man sich nach dem zugedeckt Sein ganzer Landstriche, Bäume, Gärten, Äcker. Geschützt wissen wir das Lebendige unter einer dicken Schneedecke vor dem Frost, die Rosen und alles was grünt. Die Waldtiere, Hasen, Rehe und Hirsch geduckt unter den schneeverhangenen Bäumen in ihrem Nest. So friedvoll. Ist es friedvoll? Sie haben Zeit,viel Zeit. Wehmütigkeit ist immer irgendwie dabei. Berührt uns das? Weil es dafür Zeit ist? Karge Zeit. Auch für Erstarrung, für den Tod, wenn wir das Zeitliche segnen ? Die Richtige Zeit. Frau Holle Zeit.
Und unsere Zeit? Wie schaffen wir es nur, uns in uns zurück zu ziehen in die Erholung, in diese Genügsamkeit. Es wird immer schwerer.
Die Schneeflocken, ein so ungewöhnlicher Stoff, der noch ungewöhnlicher wird, wenn er gefriert. Seine einmaligen Eigenschaften.
Eine Schneeflocke besteht aus: Wassermoleküle einer besonders stabilen Verbindung. Ja Herr. Lehrer. Die Wassermoleküle bestehern aus je zwei Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom. Beide Wasserstoffatome binden sich an die selbe Seite des Sauerstofatoms, was die Moleküle schief macht.Dadurch wird der Flocke eine Polarität verliehen. Die positive Ladung befindet sich auf der Seite der Wasserstoffatome. Die negative auf der Seite des Sauerstoffatoms. Diese Bipolarität erzeugt natürlich ein kräftiges Band zwischen den einzelnen Molekülen.
In dem flüssigen gasförmigen Formzustand bestehen diese Verbindungen, aber immer nur für Bruchteile von Sekunden, wonach sich die einzelnen Moleküle wieder aus dem Verbund lösen, und für einen kurzen Zeitraum sich erneut verketten.
Erst in fester Form, also im gefrorenen Zustand, bilden sich symmetrische, sechseckige Kristalle. Keine Flocke, kein Schneekristall , gleicht dem Anderen, wie auch wir Menschen. Jeder von uns ist unnachahmlich, so, in seiner Weise noch nie da gewesen in den Jahren der Evolution. Zu Millionen, ja Milliarden sinken sie zu Bodern.Wohin auch immer.Sie sinken und fallen.Und so bildet sich die alles verhüllende, schöne Schneedecke, die uns verführt nach draussen zu gehen und damit zu spielen.
Einsinken, Spuren hinterlassen in dieser feinen, weissen Materie von unendlich vielen aus den Himmeln gefallenen Kristallen.
Und unter dem Schnee? Ist Leben, es schläft, ruht sich aus, bündelt sich, sammelt neue Kräfte, generiert sich, holt sich Kraft für die neue Jahreszeit – Blumen, Gemüse, Kornähren, Almrosen, Beeren, Pilze.
Leider fällt auf Grund der Klimaerwärmung weniger Schnee, vor allem in den Industrie Regionen. Wer von unseren Kindern in den Städten kann dieses atemberaubend schöne Erlebnis in Erinnerung behalten: mit ausgebreiteten Armen und zurückgelegtem Kopf das sanfte Fallen von Flocken im Gesicht zu spüren und mit der Zunge aufzufangen. Er bleibt nicht mehr so lange liegen und schmilzt früher. Die Schneefallgrenze steigt höher hinauf, und es schneit meistens später. Die Folge ist, daß es auch bei gleicher Niederschlagsmenge im Frühling und Sommer weniger Wasser gibt, aber Überschwemmungen an Rhein und Donau, weil es regnet, und nicht als Schnee liegen bleibt, weil der Boden nicht gefroren ist. Schneeflocken, eine aussterbende Spezies, wie Bienen und Delfine im Meer. Die wegen der Erwärmung schmelzenden Gletschermassen haben einen Anteil von 25-54 % in unseren Gewässern. Man nennt das Gletscherschweiß.
Der Himalaya in Asien, wo die höchsten vergletscherten Berge stehen, heißt im Sanskrit: Schneewohnung. Das Eis der Gletscher ist für die Länder ein gewisser Speicher aus gefrorenem Wasser, das heilige Flüsse , wie Ganges und Indus speist. Mit dem Weiß verschwindet auch eine eigene Welt, Worte, Gefühle für Kälte, das Reich der Schneekönigin. Immer und immer wieder zieht es mich in die weißen Landschaften. Für mich steigert diese weiße Natur, wie jede Natur, mein seelisches Wohlbefinden. Menschen leiden weniger an Depressionen, wenn sie Zugang dazu haben, sich spüren im Weiß, sich körperlich darin bewegen, verbessert sich ihr Zustand. Es fühlt sich mit Seele, Körper und Geist gut an in der Natur zu sein. Mittlerweile haben 60 % der Bevölkerung keinerlei Möglichkeit oder Zeit sich in einer naturnahen Umgebung zu entfalten, um das Band zwischen Mensch und Natur zu stärken.
In meinen Schneebildern habe ich die besten Voraussetzungen dafür gehabt. Dabei muss Einiges stimmen: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Festigkeit und natürlich der Sonnenstand. Im Zelt, weit oben am Gletscher, da bin ich schon fast daheim.Ich wußte genau den Zeitpunkt: morgen ist es soweit. Schweres Gepäck mit Skiern, Kocher und mein überdimensionaler Suppenschöpfer an einem langen Haselnussstock.
Früh am Morgen, als die Sonne noch nicht da war, wurde ich schon unruhig im Schlafsack und stand auf. Tee, etwas Warmes, und ich mußte raus. Im Pyjama stand ich da, nur die Mütze am Kopf , in der Hand den Suppenschöpfer.
Ein prüfender Blick: Von welcher Richtung kommt die Sonne?
Welches buckelige Gelände brauche ich, und wie muss ich dastehen? Hinein in die Schneeschuhe. Ich habe keine Zeit. Auf geht’s. Ich will’s wissen. Ich muss schöpfen, bevor die Sonne kommt. Am ca drei Meter langen Stock ist er befestigt, der Schöpfer. Gott? Ich? Was tue ich hier, bei dieser Eiseskälte? Gott sei Dank bin ich alleine, ganz alleine, und unter meinen Füssen viele verfestigte Schneeflocken, um mir zu helfen etwas Großartiges, etwas Einzigartiges zu machen. Feinfühlig setze ich den Schöpfer in den Schnee, weit von mir entfernt. Wie leicht er sich senkt. Vorgebeugt, im Schwung, ihn haltend aus der Drehung , aus Schulter- und Handgelenk- ihn ziehend, sacht gleitend, wie ein Schnitter im Korn – hier aber im Schnee – entsteht aus dieser Symbiose mit dem Gelände, der Lautlosigkeit und dem Element eine Wellenform, erblickt das Licht der Welt, ist neu – ist einzigartig, wie nie zuvor. Alles fließt, so sagte schon Heraklit um 540-480 vor Chr. Alles schwingt. Gefühlsmässig setze ich eine Linie nach der Anderen. Es fühlt sich gut an, die Begegnung, das Sichtbare, das, was entstanden ist.
Der Lichteinfall ändert sich: die Sonne kommt. Sie fällt in das Schwingungsbild wie in eine Kathedrale. Und siehe da : die Schatten der bereits gezogenen Linien werden eingetaucht in eine Verbindung der Linien mit dem All, nun gleiten die Linien mit den Strahlen ins Unendliche – in die Mitte. Zum Weinen schön. Ich bin Zeuge. Ich sehe und erlebe das sich als Mensch hinaus denken Können, das sich in höhere Schwingungswelten verbinden Können.
Das Diesseits unterscheidet sich vom Jenseits. Der Schatten entsteht durch die Berührung mit der Sonne lediglich durch seine Eigenschwingung. Ein Phänomen, wie er sich angleicht und ständig, wenn auch nur minimal, verändert durch den Sonnenstand. Sie sind immer, immer zusammen, der Schatten mit der Linie, der Schatten verfolgt die Linie, er schmiegt sich an. Er ist ein Kind der Leere. Denn der Schatten zeigt sich als Jenseits, ist aber immer präsent. Doch das Diesseits und Jenseits sind nicht in verschiedenen Welten. Licht und Schatten gehören zusammen. Sie bedingen einander. Sie haben nichts miteinander zu tun, und dennoch bilden sie ein Ganzes.
(Das wirft ein neues Licht auf unsere Einstellung zu Gott und den Teufel. Zu Himmel und Hölle.Wir müssen das wohl umdenken lernen, oder nicht?)
Die verschiedenen Sphären und Ebenen unterscheiden sich lediglich durch ihre Wellenlänge, die vom Bewußtseinsgrad ihrer Bewohner abhängt.
Licht und Schatten, hell und dunkel, das Sichtbare, das Sehende, die Wellenlänge, der Schatten- eine höhere Schwingungswelt. Denn der Unterschied liegt in der Eigenschwingung, die nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist, der Schatten ist veränderbar. Die Jenseitswellen, eine Art Ultra- oder Para-welt, die Wale und Delphine und andere Tiere im Gegensatz von uns empfangen und sich damit verständigen können, die sich mit der Unsrigen hier auf Erden lediglich durch ihre Frequenz unterscheiden, hebt sich ähnlich wie bei einem Radioempfang von verschiedenen Sendekanälen ab.
In der heutigen Physik spricht man von Dimensionen, während die Diesseitswelt, in der wir leben, nur nach Raum und Zeit bemessen wird, ist die Mehrdimensionale Jenseitswelt weit vielschichtiger in ihren Ausmaßen.
Der menschliche Geist reicht bis ans Grenzenlose und ist unendlich. Das war mein Plan. Mein Vorhaben war es, die höhere Wirklichkeit jenseits des Erdenlebens zu materialisieren, auch den Schatten sichtbar zu machen in einer Form von sanften und versöhnlichen Schwingungen, die unberechenbar sind wie das Leben und doch ständig präsent , wie der Tod, vielleicht sogar wie unsere geliebten Verstorbenen.
Wir alle sind Lichtwesen, Lichtseelen in einem sterblichen Körper. Vielleicht helfen diese Schwingungen im Weiß des Schnees, sie in ihre jenseitige Heimat zu begleiten, oder sie während unserer Trauerarbeit noch einmal zu uns zurückkehren zu lassen. Ich bin mir sicher, wir sind immer anwesend in der Mitte der Unendlichkeit.
Bei manchen Schneebildern habe ich durch das Zusammenfügen bewusst die Unendlichkeit kreiert. Bei manchen Schneebildern, bei genauem Hinsehen, habe ich im Mittelpunkt Bäume, bzw. Natur erkennbar gemacht. Das ist die eigentliche Absicht- dabei mitzuhelfen, dass wir uns mit der Natur verbinden, Sehnsüchte zu erzeugen durch die Reinheit des Schnees, sich in Schwingung zu bringen für einen anderen Status als Besitz.
Satt dessen einen Status der Dankbarkeit in sich zu entdecken für ein erlernbares, sinnerfülltes Leben, und das von einer Schneeflocke zur Unendlichkeit.